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Unten

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12.02.2020
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Unten

Es hatte gedauert, jemanden zu finden, der etwas wusste. Er war schon älter, vielleicht so um die Fünfzig, und ich traf ihn in einer Kneipe. „Kann dir keiner sagen, was dich Unten erwartet“, sagte er. „Es heißt, es ist irgendwas Organisches, das dich liest wie ein Buch. In der Luft solls halluzinogene Sporen geben, also glaub nicht alles, was du siehst oder hörst, am besten glaubst du nichts, das ist alles nicht real. Was willste denn Unten? Wenn du Selbsterkenntnis suchst, dann lass es lieber! Isses nicht wert. Is völlig bescheuert, meiner Meinung nach, is ja nicht ungefährlich, gibt einige, die nicht wieder zurückgefunden haben …“
„Ich suche meine Frau. Maja …“
Er sah mich an, nickte und fuhr fort: „Du musst erst einmal reinkommen. Du wartest draußen vor der Tür, scheißegal was für Wetter is, kann dauern. Wenn die Tür sich öffnet, gehst du die Treppe runter, da sitzt dann einer, der fragt dich: Willst du nach Unten?“

„Ja!“, sage ich. „Will ich! Ich habe gewartet, fast sechs Stunden, jetzt lass mich rein.“
Er nickt mich durch, hinein in einen Tunnel, der sich in dunklem Grau und nur spärlich beleuchtet, in die Tiefe windet. Die Tunnelwand sieht aus, als wäre sie feucht, ist aber trocken und warm, als ich mit dem Finger darüber streiche. Ich lege die Handfläche auf, spüre ein Heben und Senken, ein schiffsartiges Wanken und Übelkeit klettert meine Speiseröhre hoch. Ich werde doch wohl nicht seekrank werden in einem Tunnel unter der Erde!
„Am Ende des Gangs is ne Treppe“, ruft er mir hinterher und reißt mich aus meinem Taumel, „eine hoch, eine runter, deine Entscheidung Bro!“
„Schon klar“, sage ich, löse die Hand von der Wand und gehe weiter in den Tunnel hinein. Ob sie an mich gedacht hat, als sie hier entlang ging? So wie ich jetzt an sie denke?

Ich weiß nicht, wie lange ich gehe, bis ich endlich die Treppen erreiche. Den großen, braunen Sessel sehe ich schon von weitem. In ihm fläzt eine junge Frau. Sie ist sehr schön und kaut gelangweilt am Nagel ihres großen Zehs, das Bein lässig verbogen.
„Nach Unten?“, fragt sie und spuckt mir was vor die Füße.
„Ich denke …“, sage ich.
„Du denkst?“, fragt sie und zieht eine Augenbraue hoch. „Wenn du nicht sicher bist, geh besser wieder hoch!“
Aber wenn ich Maja finden will, wenn ich sie fragen will, was das alles soll, wenn ich jemals wieder ruhig schlafen will, dann muss ich nach Unten, muss mich dem stellen, was mich Unten erwartet. „Deinen Ängsten“, hatte er gesagt. „Kann man leicht unterschätzen!“ Was auch immer das bedeuten soll. Gibt nicht viele Dinge, vor denen ich Angst habe.

„Nein, ich will runter“, sage ich. „Ich will runter!“
„Dann krieg ich einen Zeh von dir!“ Davon hatte der Typ nichts erzählt und ich suche nach einem Grinsen in ihrem Gesicht, aber sie deutet mit einem Nicken auf meine Schuhe. „Den kleinen Zeh, kann auch ein Finger sein, halt irgendwas …“ Sie zuckt mit den Schultern.
„Also gut, dann den linken kleinen Zeh … Wer braucht den schon?“

Ich ziehe meine Schuhe aus und sie holt ein Laserskalpell aus der Sesselritze, schiebt den Regler nach oben. Die Skalpellspitze leuchtet rot und still.
„Ich schneid den Zeh mit diesem Ding ab, die Wunde wird gleichzeitig versiegelt. Is nich so schlimm, wie es klingt. Is tatsächlich so, geht auch ohne gut, wirst sehen.“
Erst jetzt fällt mir auf, dass der kleine Zeh an beiden ihrer Füße fehlt. Sie klopft mit ihrer Hand vorne auf die Sitzfläche des Sessels und ich stelle meinen Fuß dorthin, zwischen ihre Schenkel. Mit dem Skalpell schneidet sie meinen kleinen Zeh ab, in einem schönen Bogen von innen nach außen. Es zischt, riecht nach verbranntem Fleisch und schmerzt wie bei einer leichten Verbrennung.

Sie wirft meinen Zeh in eine Pfütze neben dem Sessel, es zischt kurz. Sie sagt: „Sie weiß jetzt, wer du bist.“ Ich will meine Schuhe nehmen, aber sie lacht. „Die brauchst du da nicht und jetzt verpiss dich!“ Sie fläzt sich wieder in den Sessel, schlingt ihr Bein, bemerkenswert biegsam, über die Schulter und kaut weiter an ihrem Nagel herum.
An der Treppe schaue ich noch einmal zurück auf meine Schuhe, die neben dem Sessel stehen. Es fühlt sich nicht richtig an sie zurückzulassen, beim Zeh war es leichter. Aber was ist schon richtig oder falsch? Barfuß steige ich die Treppe nach Unten. Mit jeder Stufe wird es dunkler. Bis alles schwarz ist. Vorsichtig taste ich mich von Stufe zu Stufe, halte mich an der Wand fest, die sich hebt und senkt und meine Welt ins Wanken bringt. Erneut arbeitet sich Übelkeit meine Speiseröhre hoch, entlädt sich in einem Schwall. Erbrochenes, das mit einem Klatschen auf die Stufen und auf meine Füße fällt, einen beißenden Geruch verbreitet. Aber die Übelkeit ist fort.

Schließlich trete ich auf eine steinige, ebene Fläche, bedeckt mit knöchelhohem Wasser, das den Geruch von meinen Füßen wäscht und die Stelle kühlt, wo der kleine Zeh amputiert worden ist. Ich höre eine tiefe, dunkle Stimme sagen: „Lass los und alles findet sich!“
„Hallo?“, sage ich. „Ist da wer?“ Niemand antwortet.
Ich gehe einen Schritt vorwärts, taste um mich herum: Nichts. Gehe zurück Richtung Treppe, zurück zur Wand, aber ich finde die Treppe nicht wieder und auch nicht die Wand.
„Hallo …“, rufe ich in alle Richtungen und lausche, aber meine Worte verhallen ohne jedes Echo. Was gäbe ich für eine Wand …

„Kein Raum ist unendlich“, sage ich zu mir und setze einen Fuß vor den anderen, Hacke an Spitze, sage: „Piss“, Hacke an Spitze, sage: „Pott.“ Piss, Pott.
Da höre ich wieder die Stimme: „Hast du Vertrauen, so wird sich alles finden!“
Vertrauen, gut und schön, aber am Ende sitzt man alleine in der Drei-Zimmer-Wohnung, gemietet für Zwei mit der Hoffnung irgendwann zu dritt zu sein. Vertrauen - man sieht ja, was man davon hat. Was, wenn sie mit irgendeinem Typen hier Unten ist, geht es mir nicht zum ersten Mal durch den Kopf. Ein leuchtender Zettel schwebt vor mir in der Luft. Such mich nicht!, steht in ihrer Kleinmädchenhandschrift darauf. Mehr Worte hat sie mir nicht da gelassen. Keine Erklärung. Nicht mal ein: Es tut mir leid! Nur ein: Such mich nicht! Als ob das möglich wäre. Ich greife nach dem Zettel, der in Funken zerfällt, die langsam verlöschen.

Um mich herum ist es so dunkel, dass mein Gehirn mir Streiche spielt. Wenn ich zu lange in die Dunkelheit starre, sehe ich Lichter und bunte Funken, sehe Gesichter und Menschen als graue Schemen aus der Dunkelheit steigen und sich wieder auflösen. Einmal scheint Maja auf mich zuzukommen, ich laufe ihr entgegen, Wasser spritzt bis in mein Gesicht. Hinter ihr erhebt sich ein Mann aus der Dunkelheit und ich halte inne. Er schlingt seine Arme um sie, bevor sie ineinander verwirbeln. Ich höre ein schweres Atmen in der Dunkelheit, ein Keuchen, das anschwillt zu einem Stöhnen. Majas Stöhnen. Es wird lauter und lauter bis es sich in einem trommelfellzerfetzenden Donner über mir entlädt, immer wieder. Ich halte mir die Ohren zu. Der Boden unter meinen Füßen vibriert. Ein warmer Hauch streicht über meine Wange, den Hals entlang, den Rücken hinunter, flüstert mir ins Ohr: „Ich begehre dich so sehr!“ Meine Beine geben nach, verlieren für einen kurzen Moment den Halt und ich falle … bis ich endlich auf dem Boden aufschlage und ein Donnerstöhnen mir das Trommelfell zerreißen will. Ich presse mir die Hände auf die Ohren. „Das ist nicht real. Das ist nicht real. Das ist nicht real.“

Ich bin kein Feigling. Konfrontationen gehe ich nicht aus dem Weg. „Ist das alles, was du hast?“, schreie ich. „Wo ist Maja?“ Aber dieser Krach, Majas Gestöhne, ich kann das nicht aushalten, presse weiter die Hände auf die Ohren, kauere auf dem Boden und warte, dass es vorbei geht. Irgendwann verebbt das Stöhnen und ich höre ein Wimmern. Ich glaube, es kommt aus mir. Oder nicht?
„Hallo?“, flüstere ich in die Dunkelheit und erschrecke, als ich eine Antwort bekomme.
„Hier!“, sagt eine dünne Kinderstimme.
„Wo?“
„Hier! Ich bin hier!“
„Sing ein Lied!“, fordere ich das Kind auf und es fängt an zu singen: „Theo, spann den Wagen an …“
Ich folge dem Lied, bis ich schließlich gegen etwas Weiches stoße und der Gesang verstummt. Behutsam taste ich in die Dunkelheit hinein, spüre schließlich unter mir einen Haarschopf, dann Schultern. Ich knie mich hin und taste das Kind ab, fahre seine nasse Hose entlang, erkenne, dass es im Wasser sitzt mit angewinkelten Beinen.

„Wie heißt du?“, frage ich. „Was machst du hier?“ Die werden doch wohl keine Kinder hier runterlassen und ihnen Zehen amputieren?
„Weiß nicht.“
Ich suche seine Hand, helfe ihm auf die Füße, frage: „Kannst du laufen? Bist du verletzt?“, frage: „Wie alt bist du?“
„Sechs.“
„Wie lange sitzt du schon hier? Wo sind deine Eltern?“
„Ich weiß nicht.“
„Und warum bist du hier? Wie bist du hierher gekommen?“
„Weiß nicht.“
Ich nehme seine kalten Händen in meine, reibe sie, versuche ihnen ein bisschen Wärme einzuhauchen.

„Komm!“, sage ich.
Er fragt: „Wo gehen wir hin?“
„Ich weiß nicht, irgendwohin, wo es heller ist.“
Er drückt meine Hand, als er flüstert: „Ich glaube, so einen Ort gibt es hier nicht!“
„Doch! Doch, doch! Wir sind hereingekommen, also kommen wir auch wieder heraus.“
„Warum bist du hier?“, fragt er.
„Ich habe etwas verloren.“
„Und was?“
„Geht dich nichts an!“, sage ich und gehe weiter mit ihm durch die Dunkelheit. Weiter und weiter.

„Bist du mein Sohn?“, frage ich.
„Ich weiß nicht.“
„Wie heißt du?“
„Weiß nicht.“
„Ich nenne dich Manuel“, sage ich.
„Warum?“
„Stell nicht so dumme Fragen! Nur dumme Menschen stellen dumme Fragen“.
„Können wir eine Pause machen?“, fragt er.
„Nein, wir müssen weiter!“, sage ich.

Das Wasser ist angenehm, es kühlt eine Wunde an meinem linken Fuß. Ich muss irgendwo gegen gelaufen sein.
Ich halte die warme Kinderhand und summe eine kleine Melodie, die meine Mutter mir beigebracht hat. Leise singt er dazu: „Theo, spann den Wagen an …“ Als Kind habe ich auch gerne gesungen.

„Es heißt: Hejo“, sage ich. „Hejo, spann den Wagen an …“ Ich setze mit ein und wir singen im Kanon, bis er innehält.
„Sand!“, sagt er.
Es stimmt, nur trockener Sand, wohin ich auch taste. Ich stecke meine Hand hinein, lasse ihn langsam aus meiner Faust auf meine Hose rieseln, lausche dem feinen Kratzen.
„Wollen wir uns setzen, mein Sohn? Eine Pause machen bis der Tag anbricht?“
Er sagt nichts, vielleicht nickt er.
„Wo sind nur all die Sterne und der Mond?“, frage ich und lasse mich mit schweren Beinen in den Sand fallen. Wie lange sind wir gelaufen? Ich spüre seine kleine Hand auf meinem Schenkel, ganz nah rückt er an mich heran, als ob er Angst hat, mich zu verlieren, und ich lege schützend meinen Arm um ihn. „Du kannst deinen Kopf in meinen Schoß legen und ein bisschen schlafen.“

Und so sitze ich, der Kinderkopf auf meinem Schenkel, meine Hand streicht sacht über sein Haar und die Dunkelheit bricht auf, ein dunkles Blau spannt sich über mir auf, wird heller und lässt einen kommenden Tag erahnen. Vor mir Wasser so weit ich schauen kann, ein Meer, spiegelglatt bis zum Horizont, hinter dem die Sonne aufgeht. Menschen kommen mit Luftmatratzen und Sonnenschirmen. Leise schlagen die Wellen auf den Strand, ein beruhigendes Rauschen, der Junge wacht auf. Neben uns breitet eine Frau eine große Decke aus.
„Ein schöner Tag“, sagt sie zu mir.
„Ja“, sage ich. „Wirklich schön!“
„Wie alt ist ihrer?“, fragt sie und deutet auf den Jungen.
„Ich weiß nicht“, sage ich und bin verwirrt, weil es stimmt, aber sie wundert sich nicht, sagt zu ihrer Tochter: „Ihr könnt ja zusammen spielen!“ Der Junge sieht mich an, ich nicke und er lacht und mein Herz lacht auch.
Die Frau gibt mir ein Stück Melone, das herrlich schmeckt, süß und erfrischend, der Saft tropft mir vom Kinn, läuft mir Hände und Arme herunter. Ich lache, vergrabe die Melonenschale im Sand und wasche mir die klebrigen Arme im kühlen Meerwasser, lege mich hin und schaue in den Himmel, so blau und weit. Die Kinder spielen und lachen. Von überall höre ich Menschen und die Freude, die es ihnen macht, am Leben zu sein. Ich schlafe ein, glücklich. Als ich aufwache sind Mutter und Tochter verschwunden, neben mir sitzt eine Frau.

„Ich kenne dich“, sage ich.
Sie schaut aufs Wasser, ihr langes, dunkelblondes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie sieht traurig aus und ich möchte sie in den Arm nehmen, sie trösten.
Da sagt sie: „Du hast mich also gefunden.“
Habe ich sie gesucht? „Sieht so aus!“, sage ich.
„Ich komme nicht zurück!“
„Warum nicht?“
„Das weißt du ganz genau!“
„Ich weiß es nicht. Nicht im Geringsten.“
Sie zeigt mir eine Narbe, die genau dort beginnt, wo der Ärmel ihres T-Shirts endet. „Die ist von dir“, sagt sie. „Erinnerst du dich?“
Ich schüttle den Kopf. „Wie, von mir?“
„Du hast mich gegen die Glastür geschubst.“
Ich höre Glas klirren, sehe Scherben auf weißen Fliesen liegen, aber kann das nicht glauben. Wieso sollte ich ihr so etwas antun?
„So bin ich nicht!“, sage ich leise, ohne sie anzuschauen.
„Gehört der zu dir?“, fragt sie und deutet auf den Jungen, der mit der Schaufel ein Loch gebuddelt hat, so tief, dass der Boden von Wasser bedeckt ist. Vorsichtig nimmt er einen Käfer aus dem Wasser und setzt ihn nach oben in den Sand.
„Ich glaube schon“, sage ich.
Sie lächelt traurig.
„Warum willst du nicht zurückkommen?“
„Mann, Olli“, sagt sie. „Du kannst dir nicht aussuchen, wer du bist …“
„Ich weiß“, sage ich, aber in meinem Kopf werden aus ihren Sätzen zusammenhanglose Worte, die sich auflösen wie Atemwolken an einem Wintermorgen.
„Olli. Ist das mein Name?“
„Pass auf!“, sagt sie. „Du bleibst hier.“
Ich lache. „Hier am Strand?“
Sie schaut mich ernst an. „Ja! Unten ist ein seltsamer Ort, aber du siehst glücklich aus. Ich hab dir gesagt, such mich nicht. Ich glaube nicht, dass du wieder raus findest. Es tut mir leid!“ Sie steht auf.
„Wohin gehst du?“, frage ich. „Kann ich mitkommen?“
„Nein, du bleibst!“
Ich verstehe nicht. Warum muss ich bleiben? Sie geht und ich sehe ihr hinterher. Sie trägt die blauen Shorts, die ich immer so gern an ihr mochte. Sie ist Maja. Meine Frau, die ich liebe, die mich liebt, mit der ich Kinder haben will. Viele.

Der Strand ist menschenleer. Vom Meer zieht weißer Nebel auf, während ich mich erinnere. Nur diesen Zettel hat sie da gelassen: Such mich nicht! Ich springe auf: „Maja, warte! So bin ich nicht. Das kommt nie wieder vor! Ich verspreche es!“
Ich laufe ihr hinterher, doch der milchweiße Nebel ist so dick, dass ich nichts sehen kann. Ich stolpere über einen rauen, harten Boden. War hier nicht eben noch ein Strand? Ein Schmerz fährt jäh in meinen linken Fuß.
„Ich finde dich!“, rufe ich.
Die Hände vor mir ausgestreckt wie Fühler stolpere ich umher. Wieso kann ich nichts sehen? Wo bin ich? Als ich nach der schmerzhaften Wunde an meinem Fuß taste, kriege ich einen Schreck: Mein kleiner Zeh fehlt. Wo ist er? Ich suche nach der Erinnerung wie nach einem verlorenen Schlüssel, kann sie aber nicht finden.
„Ich finde dich!“, rufe ich noch einmal und höre eine dünne Kinderstimme.
„Ich bin hier!“, sagt sie. „Hier drüben.“

 

Diese Geschichte wurde von einem Autor geschrieben, der hier im Forum angemeldet ist, es für diese Geschichte aber bevorzugt hat, eine Maske zu tragen.

Der Text kann, wie jeder andere Text im Forum, kommentiert werden, nach zehn Tagen wird die Identität des Autors enthüllt.

Als Kritiker kann man bis dahin Vermutungen über die Identität des Autors anstellen. Damit man anderen mit einem schlüssigen Rateversuch nicht den Spaß raubt, sind Spekulationen und Vermutungen bitte in Spoiler-Tags (oben im Menü) zu setzen.

Da dies jedoch kein Ratespiel ist, sind Beiträge ohne Textarbeit, also reine „Vermutungen“, nicht erwünscht.

Viel Spaß beim Kommentieren und Raten!

Dieser Maskenball endet am: 27.05.2024

 

Hallo Maske,

Ziemlich abgedrehte Story, gefällt mir, habe sie gerne gelesen. Allerdings habe ich nicht viel verstanden. Wer ist die Frau, die der Protagonist Unten sucht? Seine Mutter? Seine Verlobte, Freundin, Ehepartnerin? Was hat das Abschneiden des Zehs mit dem Ganzen zu tun? Steht das für seine Verlusterfahrung? Wieso endet die Geschichte an diesem Strand? Wer ist das Kind? Er selbst? Was sind das für Gesichter/Menschen im Nebel, also für was stehen die? Vor allem haben mich auch die Stimmen, die er hört, mit der Zeit etwas verwirrt. Weiter unten mehr dazu. Ich finde, die Geschichte ist insgesamt ein ziemliches Potpourri, einzeln für sich genommen sind die Elemente ganz gut, aber es passt nicht immer alles super zusammen, denke ich. Ein wenig mehr Stringenz täte dem Text vielleicht gut, dann könnte man – oder besser gesagt ich – seine Aussage auch besser verstehen.

Es muss nicht alles auserklärt werden und vielleicht habe ich den ein oder anderen Hinweis auch nicht mitgeschnitten, doch du siehst, ich habe nach der Lektüre mehr Fragezeichen vor dem Kopf, als etwas anderes. Aber: Mich hat die Geschichte dennoch eingesogen, ein sehr seltsamer Vibe, schön skurril, hat mir insgesamt dann doch recht gut gefallen. Ich habe relativ viel aufgeschrieben während des zweiten Lesedurchgangs. Vielleicht ist ja was für Dich dabei.

der sich in dunklem Grau und nur spärlich beleuchtet in die Tiefe windet
'in dunklem Grau' und 'spärlich beleuchtet' sagt für mich genau dasselbe aus. Würde eines davon streichen.

Die Tunnelwand glänzt feucht, ist aber trocken und warm
Wie kann die Tunnelwand feucht glänzen, wenn sie trocken ist? Ist mMn schief.

„Hoch oder runter?“, fragt sie und spuckt etwas vor den Sessel, und weil ich dort stehe, mir vor die Füße.
Etwas umständlich. Vielleicht: „Hoch oder runter?“, fragt sie und spuckt mir etwas vor die Füße. Ich finde es cool gemacht, wie die Story sofort surreal wird, sehr seltsam, hier mit dieser Frau, die an ihrem Zehennagel kaut.

Aber ich weiß, dass ich sie nur Unten finden kann. Sie denkt, ich traue mich nicht dorthin.
'unten' klein, oder? Zweiten Satz streichen, wird aus der Konversation der beiden sowieso klar.

Ich frage mich, ob diese Lektion, die ich Maja erteilen will, all das wert ist.
Was für eine Lektion? Ich glaube, dieses Geheimnis lüftet der Text nicht. Es verwirrt mich deshalb ein wenig. Oder ist mit der Lektion das Schubsen durch die Glastür gemeint, das Schlagen ins Gesicht, welches später vorkommt, zumindest als Erinnerung?

Sie klopft mit ihrer Hand vorne auf die Sitzfläche des Sessels und ich stelle meinen Fuß dorthin, zwischen ihre Schenkel. Mit dem Skalpell schneidet sie meinen kleinen Zeh ab
Die Schuhe hat er da aber gar noch nicht ausgezogen ;-) Was mir ausserdem ein wenig gefehlt hat: Ich glaube, die Zehen sind doch wesentlich fürs Gleichgewicht während des Gehens? Ich vermisse hier eine Schilderung dessen, wie es sich anfühlt, mit einem Zeh weniger zu gehen. Fühlt sich das nicht irgendwie seltsam an?

Barfuß steige ich die Treppenstufen nach Unten.
Okay, hier wieder grossgeschrieben, Unten. Ich nehme an, das machst Du extra, aufgrund des Titels. Ist aber nicht ganz konsequent durchgezogen, hier ist es klein geschrieben:
„Merkst du das?“, frage ich. Ich beuge mich nach unten

Bis alles schwarz ist. Auch die Hand, die ich mir vor‘s Gesicht halte.
Liest sich so, als würde er mit vorgehaltener Hand hintuntersteigen. Aber ich denke, es ist eher gemeint, dass er sich die Hand kurz vors Gesicht hält, um zu überprüfen, wie dunkel es tatsächlich ist.

Vorsichtig taste ich mich von Stufe zu Stufe, halte mich, um nicht zu stürzen, an der Wand fest, die genauso warm und trocken ist wie zuvor
Es ist klar, wieso er sich an der Wand festhält.

Aber die Übelkeit ist fort und ich kann mich an der Wand abstützen, ohne seekrank zu werden. Das ist ein bisschen Gestank schon wert.
Der letzte Satz fügt nichts Wesentliches hinzu, könnte man rausstreichen, finde ich.

Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, die Hände suchend vor mich ausgestreckt wie Fühler, halte inne, werfe Wasser in alle möglichen Richtungen, höre aber keine Unterschiede, höre keine Wand, auf die das Wasser prallt. Was gäbe ich für eine Wand …
Mmmh, er hätte rufen können und aufgrund des Halls oder so vielleicht einschätzen können, wie gross der Raum ist, in dem er sich befindet.

Ich setzte einen Fuß vor den anderen
Zeitform: setze

Da höre ich wieder die Stimme: „Hast du Vertrauen, so wird sich alles finden!“
Ist sie das?
Ich weiss nicht wieso, aber als die Stimme das erste Mal auftauchte, war die in meinem Kopf sofort männlich. Hier scheint es dann aber die Stimme einer Frau zu sein, vielleicht von der, die er sucht.

Ich bücke mich und nehme seine kalten Händen in meine warmen, ich reibe sie und versuche ihnen ein bisschen Wärme einzuhauchen, spüre wie sie sich langsam erwärmen.
Bisschen der Wärme-Overkill, hier im Satz.

Ich stelle die ganze Wohnung auf den Kopf, schaue in Jackentaschen, in Sofaritzen, schaue hinter das Schuhregal, und dann, für einen kurzen Moment, eine Zehntelsekunde oder eine Hunderstel, da halte ich inne: Scheiße, was suche ich noch mal?
Beim in die Sofaritzen schauen hätte ich es geil gefunden, wenn du das Laserskalpell nochmal gebracht hättest: Ich stelle die ganze Wohnung auf den Kopf, schaue in Jackentaschen, in Sofaritzen (nur ein Laserskalpell, die Spitze glüht ruhig und rot), schaue hinter das Schuhregal, und dann, für einen kurzen Moment, eine Zehntelsekunde oder eine Hunderstel, da halte ich inne: Scheiße, was suche ich noch mal? Irgendwie so.

Da höre ich wieder die tiefe, dunkle Stimme.
Hier wird die Stimme eindeutig als männlich identifiziert, denke ich. Also hätte er sich zuvor nicht fragen sollen, ob sie das ist. Oder sind es zwei verschiedene Stimmen?

Etwas atmet mich aus, kalt.
Ein körperloses Lachen surft durch die Luft, rosarot wie ein Gaumenzäpfchen, dringt in mein Ohr.
Bei diesen beiden Stellen verlierst Du mich: Wieder diese Formulierung mit 'Etwas', ich glaube, das kommt öfter vor, drei- oder viermal im Text, würde ich versuchen anders zu schreiben, es wirkt etwas (;)) unbeholfen, finde ich. Nicht präzise. Der zweite Satz ist mir zu drüber, da kann ich mir nichts wirklich vorstellen, ein körperloses, surfendes Lachen, das rosarot wie ein Gaumenzäpfchen ist? Dann hat es also tatsächlich einen Körper, dieses Lachen? Mmmh, vielleicht habe ich auch zu wenig Fantasie :D

„Gleich hab ich dich!“, kichert es in meinem Kopf. Heiser und schadenfroh.
Kichert jetzt das Kind in seinem Kopf? Oder ist das immer noch die männliche Stimme oder ist es die der Frau? Die anderen Stimmen haben ihn ja eher angeleitet und jetzt jagt die Stimme in plötzlich? Habe ich nicht so ganz verstanden bzw. hier ist es mir dann etwas zu wirr.

„Pott“, sage ich mit einem Herzen, das in meiner Kehle schlägt und schlägt.
Klingt so, als spreche sein Herz die Worte. Etwas verquer, finde ich. Vielleicht: „Pott“, sage ich, während mein Herz in der Kehle schlägt.

Mein Herz rutscht wieder zurück in die Brust, sein Schlagen beruhigt sich.
Oben hatte ich es als Redewendung gelesen, hier klingt es aber so, als sei das tatsächlich ein physischer Vorgang. Finde ich ehrlich gesagt etwas drüber.

Ich bücke mich, taste den Boden um mich herum entlang, kein Wasser,
Umständlich. Ich bücke mich, taste auf dem Boden herum, kein Wasser [...]

Etwas bricht auf, ein dunkles Blau spannt sich über mir auf, wird heller und lässt einen kommenden Tag erahnen.
Würde es leicht umstellen, damit Du dieses 'Etwas' (was sich nicht so schön liest, loswirst): Ein dunkles Blau spannt sich über mir, bricht auf, wird heller und lässt einen kommenden Tag erahnen. Damit wäre auch das doppelte 'auf' weg.

Vor mir Wasser so weit ich schauen kann, ein Meer, spiegelglatt bis zum Horizont, hinter dem die Sonne aufgeht. Menschen kommen mit Luftmatratzen und Sonnenschirmen. Leise schlagen die Wellen auf den Strand, ein beruhigendes Rauschen
Das passt nicht ganz zusammen. Das Meer ist spiegelglatt aber dennoch gibt es rauschende Wellen?

Der Junge sieht mich an, ich nicke und er lacht und mein Herz lacht auch.
Das lachende Herz finde ich zu verbraucht als Formulierung.

Die Frau gibt mir ein Stück Melone, das herrlich schmeckt, süß und erfrischend, der Saft tropft mir vom Kinn, läuft mir Hände und Arme herunter. Ich lache, vergrabe die Melonenschale im Sand und wasche mir die klebrigen Arme im kühlen Meerwasser, lege mich hin und schaue in den Himmel, so blau und weit. Die Kinder spielen und lachen. Von überall höre ich Menschen und die Freude, die es ihnen macht, am Leben zu sein. Ich schlafe ein, glücklich. Als ich aufwache sind Mutter und Tochter verschwunden, neben mir sitzt eine Frau.
Hier lese ich es so, als wäre der Protagonist selbst noch ein Kind. Auch vorher eigentlich schon ein wenig, mit diesem 'Piss, Pott' ... Sucht er eventuell seine Mutter? Macht es auf jeden Fall spannend(er) für mich, auch wenn ich bis am Ende nicht so wirklich durchblicke.

Sie zeigt mir eine Narbe, die genau dort beginnt, wo der Ärmel ihres T-Shirts endet. „Die ist von dir“, sagt sie. „Erinnerst du dich?“
„Du hast mich gegen die Glastür geschubst.“
Okay, ich denke, er ist definitiv kein Kind mehr. Es bleibt verwirrend.

Wieso sollte ich so etwas tun? Ihr so etwas antun?
Doppeltgemoppelt.

Soviel zu meinen Anmerkungen. Jetzt will ich mich noch im Raten versuchen:

Schreibstil erinnert mich ein wenig an @Seth Gecko, aber ich glaube, so rein inhaltlich gesehen, es ist @Klamm. Diese seltsame Geschichte würde sich jedenfalls gut in seinem Repertoire machen.

Beste Grüsse,
d-m

 
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Hallo Maskenmensch,

etwas Textkram:

In ihm fläzt eine junge Frau, die gelangweilt am Nagel ihres großen Zehs kaut, das Bein lässig verbogen wie der Arm einer Brezel
Diesen Vergleich finde ich unpassend: Wenn ich davon ausgehe, dass es sich nicht um Gummigliedmaßen handelt, hat ein Bein einen Knick, ist nicht verbogen, wie ein Bogen.

Auch die Hand, die ich mir vor‘s Gesicht halte
Vielleicht kann man die Hand nicht mehr sehen - aber schwarz wird sie in der Schwärze nicht sein.

werfe Wasser in alle möglichen Richtungen,
Huch, wo kommt das Wasser plötzlich her?

„Was bist du? Ein Professor?“
Warum soll man denken, ein Kind sei ein Prof?

„Wie heißt du?“
„Weiß nicht.“

„Wie heißt du?“, frage ich.
„Manuel.“
Wie kommt dieser Unterschied zustande? Zwischen diesen Aussagen finde ich keinen Realitätssprung, sie sind immer noch auf dem eingeschlagenen Weg.


Anfangs fand ich die Geschichte spannend (wie geht es wohl weiter, was ist da Unten), auch unterhaltend durch die Kuriosität der Szenen.
Später, als die Treppe immer länger wird, wurde mein Geduldsfaden immer kürzer; da habe ich das Ganze nur noch als Ansammlung von Kuriositäts-Abwandlungen empfunden. Vielleicht steckt eine Beziehungsdramatik hinter dem Ganzen, verschiedene Bewusstseins-Ebenen. Ich kam mir als interpretierender Leser dann vor, wie in einem Spiel, in dem sich die Regeln fortwährend ändern, ich nichts mehr fassen kann (das ist, für mich, der Reiz von 'Seltsam': Die Balance zwischen dem Fassbaren und dem Unfassbaren).

Seltsam-Geschichten sind eine tolle Sache: Als Autor kann man sprachlich und thematisch aus dem Vollen schöpfen, ohne von der banalen Realität Grenzen gesetzt zu bekommen. Die Frage ist halt, in welchem Maße der Leser diese Freiheiten ansprechend findet.

Der Text war mir zu langatmig, die einzelnen Elemente wirken oft beliebig aneinandergereiht. Wahrscheinlich steckt ein Masterplan dahinter (wie hinter der Maske ein Kopf mit Hirn ;) ) - habe den nicht bemerkt, bzw. war nicht mehr animiert ihn zu suchen.

Habe mich jedenfalls gerne mit dem Text beschäftigt, so im Sinne einer Standortbestimmung.

LG,

Woltochinon (keine Ahnung, wer hinter dem Text steckt. Wahrscheinlich habe ich ihn geschrieben, weiß es aber nicht mehr :confused: ).

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Maske

Solche geheimnisvollen Geschichten sind eigentlich nach meinem Geschmack und ich bin dir anfangs auch gerne in das Dunkel gefolgt. Als es dann aber nicht nur dunkel, sondern auch schwarz wurde, dauerte mir die Wanderung zu lange und mein Interesse ging irgendwo dort im Wasser etwas verloren. Unten geht es sehr labyrinthisch zu, die Geschichte dreht sich im Kreis, mal erinnert sich der Erzähler, mal wieder nicht, dann wieder hat der Junge seinen Namen vergessen, und alles steht im Zeichen der Suche nach der Unbekannten. Das erinnert mich an diese abstrakten Gemälde, die zu Erklärungsversuchen einladen. Sind die Möglichkeiten dafür aber zu beliebig, dann gehe ich ratlos weiter oder höre mir im Audio-Guide die Anleitung zum Rezipieren des Kunstwerkes an, die eventuell doch noch zu einem Aha-Erlebnis führt.

So viel scheint klar zu sein. Es geht um ein Beziehungsdrama. Den Informationsschnipseln zufolge hat die Unbekannte ihn nach einer dramatischen Auseinandersetzung, die in Tätlichkeit ausuferte, verlassen. Vielleicht soll dieses Dunkle, in das er eindringt, sein Unterbewusstsein verkörpern? Die Gänge seine eigenen Gehirnwindungen? Die Suche die Frage beinhalten, wie es dazu kommen konnte? Die Amputation des Zehs, ein Symbol? Wenn ja, wofür? Viele Fragen, die offen bleiben.

Jedenfalls lädt deine Geschichte zum Nachdenken und Spekulieren ein und ist meiner Meinung nach auch in einem schönen, gut lesbaren Stil geschrieben, der mir half, bei der Stange zu bleiben.

Was deine Identität betrifft, tappe ich leider im Dunkeln. Ich kann mich an keine ähnliche Geschichte erinnern, die ich hier in letzter Zeit gelesen habe.

Hier noch Kleinigkeiten:

„Ja!“, sage ich. „Will ich. Ich habe gewartet, fast sechs Stunden, jetzt lass mich rein!“
Schöne Beschleunigung. Da wird einfach mal eine Etappe übersprungen.
und fläzt sich wieder in den Sessel, schlingt ihr Bein, so bemerkenswert biegsam, über die Schulter, kaut weiter an ihrem Nagel herum.
So was nennt man Gumminastik.
Der Kloß arbeitet sich erneut die Speiseröhre hoch, entlädt sich in einem Schwall Erbrochenem, das auf die Stufen klatscht, auf meinen Füße ...
auf meine Füße
Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, die Hände suchend vor mich ausgestreckt wie Fühler ...
setze ich
Ich setzte einen Fuß vor den anderen, Hacke an Spitze, sage: „Piss“, Hacke an Spitze, sage: „Pott.“ Piss, Pott.
Es bleibt dabei: "setze" ist richtig!
„Das Universum“, erwidert er.
Ein altkluges Kind. Auch dafür hätte es einen Klaps verdient. Die Stelle kommt mir arg gekünstelt vor.
„Stell nicht so dumme Fragen! Nur dumme Menschen stellen dumme Fragen“.
Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten, hat mein Lehrer früher gesagt.
„Mann, Olli“, sagt sie. „Niemand kann sich aussuchen, wer er ist, wie er zur Welt kommt oder wo, bei welchen Eltern, in welchem Land.
KW-Vermerk für alles nach „wer er ist“. Solche Selbstverständlichkeiten auszusprechen lohnt sich doch nicht, auch nicht, sie aufzuschreiben. "Niemand kann sich aussuchen, wer er ist" – das wäre eine Aussage, über die man diskutieren könnte.

Nachtrag:

Ich werfe jetzt kurz vor der Auflösung mal den Namen @Peeperkorn in den Ring wegen einer vagen Ähnlichkeit den Stil betreffend. Inhaltlich passt es wohl eher nicht.

Grüße
Sturek

 

Hi Maske
Eigentlich wurde mein Empfinden bereits in den Vorkritiken bestätigt. Auch ich folgte anfangs atemlos deinem Weg ins Dunkel, überrascht ob den Absurditäten, wie die Zehennägel kauende Kontorsionistin, das lebendig erscheinende Höhlenlabyrinth und gespannt, wohin die Reise geht.
Doch je tiefer sich dein Prota zu verlieren schien, desto mehr begannen zunehmend Fragen den Lesefluss zu stauen. War er auf dem Weg ins eigene Innere, wie wenn ihm ein Psychologe rät, er solle auf sein Innerstes hören, was ist richtig, was ist falsch. Also eine durch und durch metaphorische Geschichte, die nichts mit einer realen Höhlenerforschung zu tun hat.
Auch diese Weggabelung, braucht es eigentlich nur für den Effekt. (Entscheide dich, die rote oder die blaue Pille.)
Weil ins Oben keine echte Option war, geschweige denn das Oben, ausser mehr Kontrolle (über was/wen) näher beschrieben würde.

„Am Ende des Gangs is ne Treppe“, ruft er mir hinterher und reißt mich aus meinem Taumel, „eine hoch, eine runter, deine Entscheidung Bro!“
„Ich weiß“, sage ich, löse die Hand von der Wand und gehe weiter in den Tunnel hinein - auf der Suche nach ihr.
Woher?
"Schon klar", sage ich - würde mir besser gefallen. So Arroganz vermittelnd.

In ihm fläzt eine junge Frau, die gelangweilt am Nagel ihres großen Zehs kaut, das Bein lässig verbogen wie der Arm einer Brezel. Sie ist sehr schön.
Das Fette empfinde ich als schräges Bild.
Das Kursive irritiert mich, weil ich bei diesem Anblick eher fasziniert angewieder wäre, als dass ich auf ihr Äusseres achten würde.
„Ich denke … runter“, sage ich und sie sieht mich an, zieht eine Augenbraue hoch.
„Also wenn du runter willst, solltest du dir besser sicher sein. Wenn du nicht sicher bist, geh hoch, da haste mehr Kontrolle.“
Diese ... Kunstpause steht diametral zu seinem Wissen, sie sei nur im Unten zu finden.
Sie denkt, ich traue mich nicht dorthin.
Die Torwächterin oder Sie?

Ich frage mich, ob diese Lektion, die ich Maja erteilen will, all das wert ist.
Wurde vorgängig schon erwähnt: Welche Lektion? (Ahnung: Bestrafung für Ungehorsam/Unloyalität/wtf)

Schließlich trete ich in eine Flüssigkeit,
Warum nicht gleich Wasser, was es später ja auch bleibt.

Sie denkt, dass ich ihr nicht hierher folge. „Du hast dich geirrt!“, rufe ich in die Dunkelheit.
Kryptisch. Spätestens hier revidierte ich meine Meinung über die Reise in die inneren Abgründe zwecks Selbsterkenntnis und Zurückgewinnung durch Leuterung.
Scheint eher ein Katz- und Maus"spiel" zu sein, wobei nicht klar, wer die Rolle der Katz und wer der Maus besetzt.

Mein Griff um seine Hand wird fester, mit der anderen Hand gebe ich ihm einen Schlag auf den Hinterkopf.
Mit der anderen Hand auf den Hinterkopf? Schwierig vorzustellen, geschweige in der Dunkelheit zu treffen.

Mir ist, als hätte ich etwas verloren, aber ich bin nicht sicher, was. Es ist, als hätte ich einen Schlüssel verloren.
Das liest sich, wie wenn er den Schlüssel zu einem Kästchen mit einem Schlüssel zu einem Kästchen mit einem Schlü...

„Doch mit jedem Schritt entfernst du dich von ihr, wirst tiefer in etwas gezogen, das du nicht verstehst.“ Und [in] diesem Augenblick wird mir klar: Die Stimme hat recht. Es war dumm, hier herunter zu kommen, so dumm. Werde ich jemals wieder heraus finden?
Er wurde in eine Falle gelockt, muss für seine Taten büssen, hier unten, für alle Ewigkeit. Aber eben, unendlicher Interpretationsspielraum.

„Wie heißt du?“
„Weiß nicht.“
„Ich nenne dich Manuel“, sage ich, „der Name passt zu dir.“
„Warum?“
„Stell nicht so dumme Fragen! Nur dumme Menschen stellen dumme Fragen“.
Was für ein Charmebolzen. Verliert das Kurzzeitgedächtnis und jedes Kind weiss, es gibt keine dumme Fragen, nur dumme Menschen. Ich lege mich jetzt einfach fest und behaupte, er selbst ist das Kind.
Er.Ist.Manuel.

Etwas atmet mich aus, kalt.
Kein Plan, was und wie das hier gemeint ist.

Mit jedem Schritt wird sie durchsichtiger, während ich mich erinnere, sie sehe, wie sie mir eine Beleidigung ins Gesicht spuckt, meine Hand ihr Gesicht trifft, merke wie meine Eingeweide zu glühen beginnen.
Hier die Offenbarung auf häusliche Gewalt.
Immerhin mal ein Anker für meine Spekulationen.

„Sie ist weg und du bist hier“, sagte eine dunkle, tiefe Stimme.
„Wer ist da?“, rufe ich.
Die Stimme ist somit nicht von Ihr. Es ist quasi der parteiische Spielleiter, sowas wie der Advocatus Diaboli.

Fazit: Gut geschrieben allemal, habs ja auch bis zum Schluss "durchgehalten". Anfangs interessante Aufmachung, die mich im weiteren Verlauf jedoch in wilden Spekulationen verlieren lässt. Schade, hätte mir einen (für mich) schlüssigeren Fortgang der Geschichte gewünscht.

Anfangs dachte ich, es könnte aus der Feder von @Proof stammen, im weiteren Verlauf der Geschichte verpuffte dieser Ansatz.
Somit streiche ich die Segel und bin gespannt, welcher masked singer sich letztendlich dahinter verbirgt.

 

Nein, mein Lieblingstext ist das auch nicht, und ich hoffe, es langweilt nicht, wenn ich ins selbe Horn blase wie meine Vorkommentatoren.
Der Anfang ist gut, er hat mich angesprochen, man will sofort wissen, was den Prot unten erwartet. Zuerst dachte ich an einen Berliner Untergrund-Club, aber spätestens mit der Torwächterin, ihrem Zehnagelkauen und dem Laserskalpell wird es schräg. Erst hatte ich an Sci-Fi gedacht, aber dann wird es immer skuriler.
Irgendwann ist klar, hier geht es nicht mehr um einen realen Raum, sondern einen allegorischen, das Unterbewusstsein vielleicht? Aber dann wird es mir zu bunt. Wieso der Junge? Wieso weiß der nicht, warum er da ist? Wieso weiß der Prota nicht, ob es sein Sohn ist? Wieso nimmt er ihn mit, aber haut ihm ständig auf den Hinterkopf? Wieso weiß Manuel ein paar Absätze später nicht mehr seinen Namen? Was macht die Frau mit Tochter da, und wieso wird der irreale Unten-Raum plötzlich zu einem realen Strand, an dem die Sonne aufgeht?
Okay, dann kommt seine Ex, da wird es noch mal stringenter. Offensichtlich hat er ihr etwas angetan. Aber warum "versteckt" sie sich dann in seinem Unterbewusstsein(?), und wenn ER Ihr etwas angetan hat, warum will er IHR dann eine Lektion erteilen? Und ...
Ach, ich höre jetzt auf mit den Fragen. Allegorien sind so eine Sache: Das Bild muss stimmig sein. Für mich sind hier einige sehr interessante Aspekte enthalten, die aber nicht zueinander passen und nicht "stimmig" sind, und das hat mir dann doch bereits im Mittelteil den Spaß ziemlich verdorben.
Von Formulierungskorrekturen halte ich nicht viel, deswegen verzichte ich darauf.

 

Wer hier noch einen Tanz wagen will, der tue es bis morgen, denn da fällt die Maske. Die Spannung steigt …

 

Hallo Maske,

ja, ein traumartiger Text, unlogisch, mit verdichteten Bildern und man verknotet sich das Gehirn bei dem Versuch einer Deutung. Als realen Hintergrund sehe ich ein Beziehungsdrama, bei dem der Prot. seine Frau/Freundin misshandelt hat.
Er verfolgt sie, er vergisst viel, zum Beispiel, was er ihr angetan hat und auch, dass er sie sucht. Er will ihr eine Lektion erteilen. Aber das alles spielt schon nicht in der realen Welt, er verliert dort die Kontrolle über sein Bewusstsein? Er könnte auch im Koma liegen, oder schon tot sein. Aber ich vermute, hier gibt es keine wirkliche Auflösung. Vielleicht ist er ein Unbelehrbarer, der sich überschätzt.
Auf dem Weg trifft er auf ein Kind, das mit ihm geht. Meinem Gefühl nach eher das Kind, dass er mal war.

Wenn die Tür sich öffnet, gehst du die Treppe runter, da sitzt dann einer, der fragt dich: Willst du rein?“
„Ja!“, sage ich. „Will ich. Ich habe gewartet, fast sechs Stunden, jetzt lass mich rein!“
Dieser schmissige Übergang von der angekündigten zur tatsächlichen Situation gefällt mir jedenfalls.
Die Tunnelwand glänzt feucht, ist aber trocken und warm, als ich mit dem Finger darüber streiche.
Das klingt wie Schlangenhaut. Sehr organisch, das Ganze im Tunnel.
In ihm fläzt eine junge Frau, die gelangweilt am Nagel ihres großen Zehs kaut, das Bein lässig verbogen wie der Arm einer Brezel. Sie ist sehr schön.
Sehr schräg.
Erst jetzt fällt mir auf, dass der kleine Zeh an beiden ihrer Füße fehlt. Ich frage mich, ob diese Lektion, die ich Maja erteilen will, all das wert ist.
Er will eine Lektion erteilen. Fühlt sich hier offenbar im Recht.
„Kein Raum ist unendlich“, sage ich zu mir. „Geh einfach immer geradeaus!“ Ich setzte einen Fuß vor den anderen, Hacke an Spitze, sage: „Piss“, Hacke an Spitze, sage: „Pott.“ Piss, Pott.
Tolle Idee mit dem Piss, Pott. Alles weist auf so etwas Kindliches. Und seine Versuche Kontrolle zu behalten.
„Warum bist du hier?“, fragt er.
„Ist nicht wichtig“, sage ich und renne durch sämtliche Zimmer in meinem Kopf auf der Suche nach einer Antwort.
„Du weißt es nicht mehr.“
Diese Amnesien sind eine weiteres Element. "Unten" ist auch die Erinnerung nicht mehr sicher.
„Du weißt es nicht mehr.“
Ich lasse seine Hand los, schlage ihn erneut auf den Hinterkopf. Ich kann das nicht steuern. „Sag sowas nicht! Natürlich weiß ich, warum ich hier bin, geht dich aber nichts an.“
Und die Art, wie er mit dem Kind umgeht. Das hier weist auf das, was die Frau hinterher sagt, dass sich niemand aussuchen kann, wie er aufwächst. Gewalt ist hier das Thema.
Etwas atmet mich aus, kalt.
Seltsam.

„Mann, Olli“, sagt sie. „Niemand kann sich aussuchen, wer er ist, wie er zur Welt kommt oder wo, bei welchen Eltern, in welchem Land. Ich habe lange genug geglaubt, dass es anders ist …“
„Ich weiß“, sage ich, aber in meinem Kopf werden aus ihren Sätzen zusammenhanglose Worte, die sich auflösen wie Atemwolken an einem Wintermorgen. Nur ein Wort bleibt übrig.
„Olli. Ist das mein Name?“
„Pass auf!“, sagt sie. „Du bleibst hier.“
Ich lache. „Hier am Strand?“
Sie schaut mich ernst an. „Ja! Unten ist ein seltsamer Ort, aber du siehst glücklich aus und du findest ja doch nicht wieder heraus. Es tut mir leid!“ Sie steht auf.
„Wohin gehst du?“, frage ich. „Kann ich mitkommen?“
„Nein, du bleibst!“
Ich finde diese Mischung aus Realität und irrealer Traumwelt interessant.
Ich höre Glas klirren, sehe Scherben auf weißen Fliesen liegen, aber ich kann das nicht glauben. Wieso sollte ich so etwas tun? Ihr so etwas antun?
Also, ich habe das durchgängig mit Interesse gelesen, bleibe aber verwirrt zurück, was wohl durchaus Teil des Konzepts ist.

Klamm, könnte sein, oder Morphin, vielleicht

Bin gespannt!
Gruß, Chutney

 
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Hallo Maske,

verdammt, wie schnell eine Woche um ist!
Mein Haupteindruck deckt sich fast im Detail mit Monkeys und Woltos: Es beginnt sehr vielversprechend, sehr surrealistisch, weird. Die Selbstverständlichkeit des Protas hat mir gefallen, wie er der 'Treppenwächterin' begegnet, mit einer leicht angeekelten Faszination, aber er nimmt dann alles, wie es kommt. Diese seltsame Welt wirkt unangestrengt und selbstverständlich, ich war sofort im Setting und es wird bereits ein Drama angekündigt, wobei noch unklar ist, um was es genau geht. Wunderbar.
Das Intro (bis zum Abstieg selbst) ist imA sehr sicher geschrieben und entworfen, und da dachte ich sogar, der Text könnte von Jimmy sein, der mal was Neues probiert.

Nachdem der Prota den Abstieg beginnt und vor allem, als er dann am Strand ankommt, zerfasert sich alles sehr stark - ich erkenne keinen greifbaren Konflikt: Vielleicht geht es um eine Beziehung, einen Unfall mit Todesfolge, Mord, Kindheitstrauma, er ist selbst das Kind, Zeitreise, das Jenseits, was Religiöses ...?). Auch keine Entwicklung des Protas, keine Konsequenz und ab dort - also ab Beginn Gang durch die Höhle - hab ich Jimmy komplett verworfen.

Ich finde gut am Text, dass er weirder und selbstverständlich verrückter beginnt als Jeff VanderMeers schnarchig-fantasieloses Annihilation (Southern Reach Trilogy, ggfs. thematisch ähnlich gelagert), worin sich das Seltsame wie ein Gummiband zieht, zu schnell zu deutlich symbolisch verankert wird. Aber der Text hier hat nun das gegenteilige Problem: Die Symbolik ist wischiwaschi, nicht sauber hergeleitet und zu uneindeutig. Ich weiß nicht, worum es geht und diese im Dunkeln stochernde Passivität des Protas - die ich im Gespräch mit der Brezelfrau noch sehr cool fand - geht mir total auf den Nerv. Dadurch verliere ich das Interesse an seinem Problem. Ich hab auch nicht den Eindruck, dass sich der Konflikt (welcher?) irgendwohin entwickelt, dass hier ein Twist ist.

Diese Piss-Pott-Sache wird imA stark überstrapaziert, zudem das auch sensorisch echt kein schönes / interessantes Bild ist. Stammt für meinen Leseeindruck aus mindestens einem Jahrhundert vor der erzählten Zeit und sticht da stilistisch / bzw. vom Idiolekt des Erzählers her raus wie ein sore thumb.
Kurz kam dann Spannung rein, als er das Kind schlägt. Das ist sind psychologisch dichte Momente, im positiven Sinne unangenehm. Aber irgendwie bewegt sich der Plot wieder zur Frau (Ex? Mutter des Kindes?) und die Bedeutung = Relevanz des Ganzen entzieht sich mir wieder.

Wenn der Prota sein Gedächtnis verloren hat und das alles symbolisch aufgebaut wird, erwarte ich ab einem gewissen Punkt ein pay off für den Leser: Das langsame Erkennen, wie sich das alles zusammenfügt und was das dann als Konsequenz für den Prota bedeutet. An einem Punkt - spätestens am Strand - müsste ich Leser zu der Intention des Autors aufschließen können, zumindest angedeutet. Mir scheint aber, das ganze wird eher immer konfuser, auf die Symbole und Andeutungen und ggfs. eh unverlässlichen Erinnerungen folgt nur immer mehr davon. Und das ist ja nicht die Definition von Contemporary Weird bzw. der Phantastik.

Am meisten stört mich, dass nach einem wirklich enorm vielversprechenden Anfang alles in immer alltäglich wirkendere Szenen / Themen rutscht und der Text damit in zwei Teile zerfällt, die imA nix miteinander zu tun haben. Fast ein bisschen wie extended click bait für Phantastikliebhaber. Die dann aber nur irgendein unausgesprochenes Alltagsdrama bekommen. Gedacht mit Form Follows Function: Die Geschichte - wie ich sie in Ansätzen meine zu erfassen - erfordert nichts Spekulatives.

Ungünstig imA auch, dass die Geschichte als Genre surrealistisch-phantastisch beginnt, man also an etwas Spekulatives im Sinne der Literatur denkt, und dann aber etwas eher Religiös-Esoterisches folgt. Sowas wie: Eine zweite Chance bekommen, Wiedersehen im Jenseits ("Himmel"?), evt. eine Prüfung, der er aber *aus Gründen* nicht besteht. Dieser Themenkreis ist selbstverständlich genauso spekulativ wie die Phantastik, aber da Leute real an sowas glauben, ist es auf einer ganz anderen Ebene.

Das Erstaunen, dieses sense of wonder, das dieses - wirklich enorm starke - Intro auslöst, müsste sich irgendwie halten und steigern, nicht abflachen und dann verflüchtigen.

Ich habe wirklich keine Ahnung, wer dahinterstecken könnte. Jemand, der sicher schon eine Weile (ich vermute, in ganz anderen Genres) schreibt, aber der noch mit Dingen wie Plotstuktur, Symbolik, Aufbau und Konflikt-Verankerung hadert.

Ich bin sehr gespannt (letztlich hab ich bei Maskenbällen bislang 100%ig falsch geraten und jemand wird mich lynchen :lol:).

p.s. Unten ist ein enorm starker, erschütternder autobiografischer Kurzroman von Leonora Carrington. Beim Intro dachte ich sogar, dies solle eine Hommage an die berühmte Surrealistin sein, aber es ist wohl Zufall.

Herzlichst,
Katla

 
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keine Ahnung, wer hinter dem Text steckt. Wahrscheinlich habe ich ihn geschrieben, weiß es aber nicht mehr
Also ich kann dich beruhigen, @Woltochinon, du warst es nicht. Nein, ich wars. Und ja, supergut, das mal ausprobiert zu haben, aber auch schwer: Da kommt so ein Feedback nach dem anderen und alle sagen, mehr oder weniger das Gleiche. Der Anfang ist gut, in der Mitte zerfaserts, wird beliebig und langweilig und am Ende hats kein Mensch geblickt. Tja, und natürlich konnt ich jetzt nicht die 10 Tage abwarten und hab schon ne neue Version geschrieben bzw die jetzige überarbeitet (muss da jetzt aber noch mal warten, dass der Text mir zugeordnet wird, bevor ich die ändern kann).

Ich hab jetzt gerade Mittagspause, deswegen kann ich gerade nicht einzeln auf eure Kommentare eingehen, hole das aber nach (vermutlich nicht heute, weil ich laaange arbeite).

Und weil der Sinn des Ganzen nicht maximale Verwirrung war, hier mal die Aufklärung

Also es sollte schon ein realer Ort sein, aber einer, der für jeden anders ist und psychoaktiv und halluzinogen auf die jeweiligen Personen, die sich dort befinden eingehen. Ich hoffe, das ist in der jetzigen Version klarer. Ja, das Ich geht nach Unten (und weil es eben der Ort ist und ein EIgenname, darum mit großem U), weil er seine Frau sucht. Auch das habe ich in der jetzigen Version, denke ich, von Anfang an klar gemacht. Ja und jetzt wirds natürlich sehr allegorisch - womit ich selbst nicht zufrienden bin, aber anders hab ich es nicht hingekriegt - und was ja auch alle so gelesen haben. Dort wird er mit seinen Ängsten oder seinem Unbewussten konfrontiert, in der neuen Version sind die (hoffentlich) dichter an ihm und der Situation dran und damit hoffentlich nachvollziehbarer und weniger beliebig. Aber weil statt sich zu konfrontieren (in der neuen Version hoffentlich klarer), trifft er auf das Kind (auch in der neuen Version) - und ja, genau, symbolisch für sein inneres Kind (weil besser konnt ich nicht), das auf den Kopf Geschlage hab ich mal rausgenommen und wenn man nen guten Kontakt zu seinem inneren Kind hat, ist eigentlich auch alles prima und er hat dann ja auch einen schönen Moment am Strand, wo ihn aber seine Frau findet und aufsucht und ihm sagt, dass sie nicht zurückkommt. Ach so, ja, der Ort manipuliert auch die Erinnerungen, gerade, wenn man eher so im Verdrängungsmodus ist, wie der Typ. Naja und am Ende erinnert er sich wieder, warum er Unten ist, hätte wieder die Möglichkeit irgendwas zu sehen oder so, kann er aber nicht und darum verschwindet wieder alles im Nebel und er kann nichts mehr sehen usw und alles geht durcheinander, von wegen Wo ist eigentlich mein Zeh? Dann hört er wieder das Kind ... was bedeuten sollte, er wird wohl unten bleiben und nicht wieder rausfinden, weil wenn man sich nicht erinnert, wenn man sehen kann, aber blind wird, wenn man sich erinnert, dann hat man wohl wenig Chancen da jemals wieder rauszukommen ... und es mag blöd sein, ich habs geschrieben mit einer bestimmten Person im Sinn, die in ner gewalthaften Beziehung war und den Typen immer noch vermisst ... und es sollte bedeuten, wenn er wieder rauskommt, nach oben, dann hat er was gelernt, so lange das nicht der Fall ist, lass ihn Unten allein)

So, ich danke euch allen @deserted-monkey, @Woltochinon , @Sturek, @dotslash, @harvey37, @Chutney und @Katla für eure hilfreichen Kommentare und melde mich heute abend oder morgen im Detail.

Liebe Grüße
Katta

 

Hey @Katta,

wollte eigentlich schon vorher kommentieren, aber habe gesehen, dass man mich als Autor verdächtigt hat. Daher habe ich noch gewartet, um nichts zu verfälschen.

Ich fand den Anfang sehr gelungen. Die Szene mit der Frau auf dem Sessel, fand ich sehr cool. Danach ging es in meiner Wahrnehmung weg von einer Story im eigentlichen Sinn und hin zu einer traumartigen Erfahrung des Unterbewussten deines Protagonisten. Vom Konzept her gefällt mir das sehr gut, aber ich denke, dass der Teil "unten" zu lang ist. Ich denke, wenn ich den Text geschrieben hätte, hätte ich versucht das ganze szenischer aufzuarbeiten. Also nicht das Unterbewusstsein und das Gespräch mit dem Kind szenisch darzustellen, sondern mehr die Ereignisse und Erinnerungen, auf die du ja letztlich auch raus willst. In der jetzigen Form denke ich auch, dass es im Mittelteil "zerfasert".

„Du hast mich gegen die Glastür geschubst.“
Ich höre Glas klirren, sehe Scherben auf weißen Fliesen liegen, aber ich kann das nicht glauben. Wieso sollte ich so etwas tun? Ihr so etwas antun?
Das hier wäre zum Beispiel genug Stoff für eine spannende Szene. In der jetzigen Form ist es zwar ein Dialog, aber wirkt eher berichtend.

Ich lasse seine Hand los, schlage ihn erneut auf den Hinterkopf. Ich kann das nicht steuern. „Sag sowas nicht! Natürlich weiß ich, warum ich hier bin, geht dich aber nichts an.“
Ich vermute mal, dass das hier die Erklärung ist. Er wurde als Kind geschlagen und wird dadurch auch in der Gegenwart noch gewalttätig.

Ich weiß nicht. Dieser ganze Teil mit dem Kind kommt mir irgendwie sehr durchsichtig vor. In der jetzigen Form wirkt es sehr symbolhaft. Vielleicht könnte man das Kind mehr durch Erinnerungen zeigen?

Bin mal auf deine Überarbeitung gespannt.

Beste Grüße
Klamm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Katta ,

bin in Eile, nicht unfreundlich gemeint, nur kurz:

Von deiner Erklärung verstehe ich noch viel weniger als von der Geschichte. Vielleicht würde es helfen, eine lineare Struktur aufzuzeichnen: Wirklich als Linial (lange und kurze Linien für wichtig / weniger wichtig) und die einzelnen Szenen darunter; oder zusätzlich noch als Text:
Exposition XXX Zeichen - Inhalt in 2 Säzten
Erste Szene XXX Zeichen - Inhalt in 3 Sätzen
etc.
Wichtig: in einer anderen Farbe jeweils alles, das nicht in der Erzählzeit liegt (Rückblicke, Erinnerungen) und dann in einer dritten Farbe alles, was kein Fakt / Handlung, sondern Symbolik ist. Zu jedem Symbol in Klammern EIN Wort, wofür das Symbol steht = etwas Konkretes als Teil des Plots/Figur, nicht auch noch eine abstrakte Idee.
Keine Wolken, Sterne, Schnittmengen oder Kreise mit Strichverbindungen, weil die nicht zur Klarheit zwingen.

Du hast zwar einen Icherzähler, aber er ist immer noch literarischer Erzähler - wenn es gar nicht um das geht, wonach es zweifelsfrei aussieht (Surrealismus, Weird, Slipstream), muss auch ein Icherzähler in der Lage sein, Textart, Genre, Plot und Sinn zu vermitteln. Jeder Erzähler strukturiert eine Geschichte in irgendeiner Art.
Wenn das Drogen sein sollen, bitte Drogen einführen. Dann allerdings ist mir unklar, ob diese Brezelfrau reine Halluzination ist, eine normale - keine Ahnung - Türsteherin, oder überhaupt nur eine Passantin, die zufällig anwesend ist und eigentlich ganz normale Dinge tut. Dinge, die der Erzähler nur ganz anders interpretiert. Du statuierst sie und was sie tut - inklusive der Amputation, die ja den Leser stark engagiert und was du symbolisch weiterziehst - hier als spekulativen Fakt. ImA kann das nicht der Weg sein zu erzählen, was du wohl erzählen möchtest (irgendwas Kindheit / Trauma / Trennung?).

Generell ist es imA sonst besser, wenn ein augenscheinlicher Alltagstext plötzlich paranormal / weird / spekulativ wird, als wenn du Phantastik einführst und es als Normalität entlarvst. Das ist dann wie mit den tollen Gourmet-Photos, wo die Sahne Rasierschaum ist und der fluffige Kuchenteig ein Spülschwamm - wenn mir eine "Sahnetorte" hingestellt wird, möchte ich natürlich diese Torte essen, falls du weißt, was ich meine.

Vllt. besser bei einer so starken Symbolik einen 3. P Erzähler? Denn du hast jetzt zwar das Chaos im Kopf des Erzählers 1:1 auf die Struktur der Geschichte übertragen, aber die Symbolik ist eigentlich auf einer vollkommen anderen Ebene (der Autorin, die diesem Chaos aber gar nicht unterworfen sein darf).

"Unten" ist ein Ort. Woher soll ich das wissen? Du hast das in einem anderen Text mit "Mancher" als Name und das stiftet mega Verwirrung ohne irgendeinen Zugewinn für den Leser (mit Glück toleriert er es und gewöhnt sich dran, das war bei mir nicht so). Solche Quirks / Idiosynkrasien kann man machen, wenn man alles super perfekt im Griff hat und den Leser nicht mit seiner Perfektion langweilen will. So wie in der Serie Endeavour mit dem Inspector Thursday (und einen Friday gibt es auch, vllt. in derselben Serie) - das ist charmant, aber dort kann auch keine Verwechslung mit den Tagen passieren. Tipp: Würde sowas lassen.

Das nur schnell, bin jetzt für ein paar Tage weg,
:-) Katla

 

So, ich habe jetzt die neue Version eingestellt. So richtig zufrieden bin ich noch nicht. Ich habe über all eure Anmerkungen viel nachgedacht bzw ist ja sehr deutlich geworden, dass niemand so wirklich was verstanden hat. Aber es war und ist nicht meine Absicht eine undurchsichtige Geschichte zu schreiben, also das war keine Absicht, sondern schlicht Unvermögen. Jedenfalls bin ich im Nachdenken über eure Anmerkungen im Grunde auf so einige konzeptionelle Probleme bzw Fragen gestoßen. Eine davon war zb, ob ich überhaupt häusliche Gewalt als Backstory nehmen darf, denn es ist ja doch ein zu ernstes Thema, um es für billige Effekte zu benutzen, um der Story mehr Gehalt oder vermeintliche Tiefe zu geben. Ich habe überlegt, wer denn an diesen Ort (Unten) überhaupt gehen würde und hatte auch überlegt, ob ich nicht einen Psychotherapeuten darunter schicke, der das aus reiner Neugier macht. Vielleicht wäre das tatsächlich die bessere Wahl, aber ich bin bei meinem Prota geblieben, weil es mir nicht darum geht, einen billigen Effekt mit dem Thema häusliche Gewalt zu erreichen, sondern weil das Thema des Textes im Grunde Verdrängung ist und das eben keine Veränderung stattfinden kann, wenn man nicht sieht. Nicht sehen können oder wollen, das ist das Thema. Ich fürchte aber, dass das - ohne diese Extrainfo - also rein aus dem Text heraus immer noch nicht wirklich klar wird. Insbesondere über die Rolle des Kindes muss ich noch mal nachdenken. Und dann natürlich wie ich deutlich machen kann, dass das Kind nicht real ist, aber Maja am Ende schon. *grübel*
Naja, so oder so, hoffe ich, dass die Überarbeitung schon einiges (er)klärt bzw besser einführt, wenn auch sicher noch nicht alles.

TL;DR: Ich habe dank eurer Kommentare überarbeitet und komme jetzt zu meinen Antworten:

Ganz lieben Dank, @deserted-monkey, für deinen Kommentar. Ich habe vieles, das meiste, übernommen bzw habe ich es bei der Überarbeitung berücksichtigt, darauf gehe ich jetzt nicht ein.

Ziemlich abgedrehte Story, gefällt mir, habe sie gerne gelesen. Allerdings habe ich nicht viel verstanden. [...] Ich finde, die Geschichte ist insgesamt ein ziemliches Potpourri, einzeln für sich genommen sind die Elemente ganz gut, aber es passt nicht immer alles super zusammen, denke ich. Ein wenig mehr Stringenz täte dem Text vielleicht gut, dann könnte man – oder besser gesagt ich – seine Aussage auch besser verstehen.
Ja, es soll zumindest möglich sein, darüber nachzudenken, um was es gehen könnte, ohne das Gefühl zu haben, da nur im Nebel zu stochern. Freut mich natürlich, dass du sie trotzdem gerne gelesen hast ...

'in dunklem Grau' und 'spärlich beleuchtet' sagt für mich genau dasselbe aus. Würde eines davon streichen.
Das habe ich erst mal so gelassen, weil Grau eine Farbe ist und spärlich beleuchtet etwas über das Ausmaß an Licht aussagt. Ich meinte natürlich, dass die Tunnelwände von einem dunklen Grau sind und ich werde schauen, ob ich das irgendwie elegant unterkriege ...

Die Schuhe hat er da aber gar noch nicht ausgezogen ;-) Was mir ausserdem ein wenig gefehlt hat: Ich glaube, die Zehen sind doch wesentlich fürs Gleichgewicht während des Gehens? Ich vermisse hier eine Schilderung dessen, wie es sich anfühlt, mit einem Zeh weniger zu gehen. Fühlt sich das nicht irgendwie seltsam an?
... doch, doch, hat er. Guck hier, und auch schon in der alten Version:
Ich ziehe meine Schuhe aus und sie holt ein Laserskalpell aus der Sesselritze, schiebt den Regler nach oben. Die Skalpellspitze leuchtet rot und still.

Okay, hier wieder grossgeschrieben, Unten. Ich nehme an, das machst Du extra, aufgrund des Titels. Ist aber nicht ganz konsequent durchgezogen, hier ist es klein geschrieben:
Ich hoffe, dass diese Frage mit der Überarbeitung geklärt ist ... ich führe den Ort jetzt ganz am Anfang ein und hoffe, es ist zumindest halbwegs verständlich ...

Vor mir Wasser so weit ich schauen kann, ein Meer, spiegelglatt bis zum Horizont, hinter dem die Sonne aufgeht. Menschen kommen mit Luftmatratzen und Sonnenschirmen. Leise schlagen die Wellen auf den Strand, ein beruhigendes Rauschen
Das passt nicht ganz zusammen. Das Meer ist spiegelglatt aber dennoch gibt es rauschende Wellen?
Doch, das passt eigentlich schon. Das Meer ist manchmal spiegelglatt, aber es ist natürlich trotzdem Bewegung in den Wassermassen und vorne am Strand gibt es dann trotzdem so kleine süße "Wellen" und ein leises Rauschen

Das lachende Herz finde ich zu verbraucht als Formulierung.
Kann ich verstehen, aber stört mich an der Stelle irgendwie nicht, kann aber noch kommen ...

PS Komme demnächst auch bei deinen Seidenspinnern vorbei, gelesen hab ich die Geschichte schon :-)


Auch dir lieben Dank, @Woltochinon, für deinen Kommentar. Ich glaube, der ganze Textkram, den zu zitiert hast, ist in die Überarbeitung eingeflossen, da geh ich jetzt nicht drauf ein, sondern nur kurz auf deine Anmerkungen:

Später, als die Treppe immer länger wird, wurde mein Geduldsfaden immer kürzer; da habe ich das Ganze nur noch als Ansammlung von Kuriositäts-Abwandlungen empfunden
[...] Ich kam mir als interpretierender Leser dann vor, wie in einem Spiel, in dem sich die Regeln fortwährend ändern, ich nichts mehr fassen kann
[...] Die Frage ist halt, in welchem Maße der Leser diese Freiheiten ansprechend findet.
[...] Der Text war mir zu langatmig, die einzelnen Elemente wirken oft beliebig aneinandergereiht
Das sind wirklich wichtige Rückmeldungen für mich, weil das so nicht beabsichtigt war und ich dann entsprechend nacharbeiten kann.


Und auch dir lieben Dank, @Sturek.

So viel scheint klar zu sein. Es geht um ein Beziehungsdrama. Den Informationsschnipseln zufolge hat die Unbekannte ihn nach einer dramatischen Auseinandersetzung, die in Tätlichkeit ausuferte, verlassen. Vielleicht soll dieses Dunkle, in das er eindringt, sein Unterbewusstsein verkörpern? Die Gänge seine eigenen Gehirnwindungen? Die Suche die Frage beinhalten, wie es dazu kommen konnte? Die Amputation des Zehs, ein Symbol? Wenn ja, wofür? Viele Fragen, die offen bleiben.
Ich hoffe sehr, dass die Geschichte durch die Überarbeitung an Klarheit gewonnen hat, auch wenn sie natürlich noch immer rätselhaft und seltsam ist. Denn, wie gesagt, es war nicht meine Absicht abseits von rätselhaft und seltsam ein Ratespiel daraus zu machen.

Schöne Beschleunigung. Da wird einfach mal eine Etappe übersprungen.
Ja, ich hoffe, das funktioniert immer noch, weil der Anfang jetzt ein klein wenig länger ist ... aber ich mag das auch ...

Jedenfalls lädt deine Geschichte zum Nachdenken und Spekulieren ein und ist meiner Meinung nach auch in einem schönen, gut lesbaren Stil geschrieben, der mir half, bei der Stange zu bleiben
Ja, ein bisschen zu viel Spekulation als eigentlich von mir beabsichtigt. Aber Versuch macht kluch und schön, dass du trotzdem dabei geblieben bist und mir einen Kommentar geschrieben hast.


Eigentlich wurde mein Empfinden bereits in den Vorkritiken bestätigt.
Und von denen Nachkritikern auch ;-), lieber @dotslash. danke, dass du es trotzdem noch einmal formuliert hast.

Auch ich folgte anfangs atemlos deinem Weg ins Dunkel, überrascht ob den Absurditäten
Freut mich natürlich, reicht aber nicht ...

Doch je tiefer sich dein Prota zu verlieren schien, desto mehr begannen zunehmend Fragen den Lesefluss zu stauen.
... denn ein Leseflussstau ist nicht gut ...

Also eine durch und durch metaphorische Geschichte, die nichts mit einer realen Höhlenerforschung zu tun hat.
Ich hoffe, das ist nun klarer geworden in der Überarbeitung, aber sicher bin ich nicht.

Auch diese Weggabelung, braucht es eigentlich nur für den Effekt. (Entscheide dich, die rote oder die blaue Pille.)
Weil ins Oben keine echte Option war, geschweige denn das Oben, ausser mehr Kontrolle (über was/wen) näher beschrieben würde.
Ja, da hab ich auch drüber nachgedacht und du hast recht. Das "oben" ist jetzt definiert als "wieder nach oben"

„Ich denke … runter“, sage ich und sie sieht mich an, zieht eine Augenbraue hoch.
„Also wenn du runter willst, solltest du dir besser sicher sein. Wenn du nicht sicher bist, geh hoch, da haste mehr Kontrolle.“
Diese ... Kunstpause steht diametral zu seinem Wissen, sie sei nur im Unten zu finden.
Hab das runter rausgekillt, aber obs was grundlegendes geändert hat, da bin ich nicht sicher. Aber ich brauche/will schon einen Moment der Unsicherheit ...

Mit der anderen Hand auf den Hinterkopf? Schwierig vorzustellen, geschweige in der Dunkelheit zu treffen.
Hehe, ja da hab ich vorher auch drüber nachgedacht, wie bitte trifft der denn den Kopf von dem Kind in der Dunkelheit? Ich hab das jetzt einfach mal rausgenommen ...


Nein, mein Lieblingstext ist das auch nicht, und ich hoffe, es langweilt nicht, wenn ich ins selbe Horn blase wie meine Vorkommentatoren.
och, du hättest auch gerne ein anderes Horn beblasen können. ;-) Nee, ist schon recht und vielen Dank für deinen Kommentar, @harvey37 Es hilft auch, wenn alle das Gleiche sagen, da kann man dann als Autorin sicher sein, das wohl was dran sein wird ;-)

Zuerst dachte ich an einen Berliner Untergrund-Club, aber spätestens mit der Torwächterin, ihrem Zehnagelkauen und dem Laserskalpell wird es schräg. Erst hatte ich an Sci-Fi gedacht, aber dann wird es immer skuriler.
Das fand ich interessant mit dem Untergrund Club, immer spannend, wohin so ein paar Marker die Gedanken führen ... aber ja, nachvollziehbar ...

Irgendwann ist klar, hier geht es nicht mehr um einen realen Raum, sondern einen allegorischen, das Unterbewusstsein vielleicht?
wie schon gesagt, ich hoffe, dass das jetzt klarer geworden ist ...


ja, ein traumartiger Text, unlogisch, mit verdichteten Bildern und man verknotet sich das Gehirn bei dem Versuch einer Deutung.
hach menno, @Chutney, so war das ja mal nicht gedacht, mit dem verknoteten Gehirn, seltsam ja, rätselhaft ja, auch deutungsoffen vielleicht, aber nicht deutungsunmöglich ...

Meinem Gefühl nach eher das Kind, dass er mal war.
ja, so war und ist es gedacht, ich fürchte aber, dass das auch in der Überarbeitung noch nicht so richtig funzt, da muss ich noch mal grübeln, was ich statt des inneren Kindes nehmen könnte bzw ob

Dieser schmissige Übergang von der angekündigten zur tatsächlichen Situation gefällt mir jedenfalls.
Freut mich und ist hoffentlich immer noch schmissig, weil der Anfang jetzt länger ist

Diese Amnesien sind eine weiteres Element. "Unten" ist auch die Erinnerung nicht mehr sicher.
korrekt. Gleichzeitig ist es von mir aber nicht ganz zu Ende gedacht, ich muss da noch mal drüber nachgrübeln. Es ist in etwa so gedacht, dass wenn er sich erinnert, er das alles nicht so richtig wahrhaben will und darum blind wird (Nebel, Dunkelheit). Wenn er blind ist, kann er dann wieder vergessen und kommt besser in Kontakt zu sich bzw seinem inneren Kind

Und die Art, wie er mit dem Kind umgeht. Das hier weist auf das, was die Frau hinterher sagt, dass sich niemand aussuchen kann, wie er aufwächst. Gewalt ist hier das Thema.
Ja, genau.

Ich finde diese Mischung aus Realität und irrealer Traumwelt interessant.
das freut mich, ich muss bloß aufpassen, dass Leser:innen dann da nicht stehen wie der Ochs vorm Berg, man braucht als Leser ja schon was zum Festhalten ...

Also, ich habe das durchgängig mit Interesse gelesen, bleibe aber verwirrt zurück, was wohl durchaus Teil des Konzepts ist.
Freut mich, dass du durchgängig Interesse hattest. Wie gesagt, dich da jetzt komplett zu verwirren, war nicht das Konzept, sondern mein Unvermögen ...

Mein Haupteindruck deckt sich fast im Detail mit Monkeys und Woltos: Es beginnt sehr vielversprechend, sehr surrealistisch, weird.
Ja, @Katla, mein Eindruck ist, dass das irgendwie allen so ging. Der Anfang zieht rein und dann wirds anstrengend und langweilig, weil irgendwie beliebig

Das Intro (bis zum Abstieg selbst) ist imA sehr sicher geschrieben und entworfen,
Aber das nehme ich natürlich dankend an ...

Nachdem der Prota den Abstieg beginnt und vor allem, als er dann am Strand ankommt, zerfasert sich alles sehr stark - ich erkenne keinen greifbaren Konflikt:
Ich habe versucht ein bisschen mehr Stringenz reinzubekommen, insbesondere indem ich am Anfang den Leser mehr verorte, denke aber, dass der Mittelteil immer noch nicht das ist, was ich gerne hätte ... ich grüble noch ...

Diese Piss-Pott-Sache wird imA stark überstrapaziert, zudem das auch sensorisch echt kein schönes / interessantes Bild ist. Stammt für meinen Leseeindruck aus mindestens einem Jahrhundert vor der erzählten Zeit und sticht da stilistisch / bzw. vom Idiolekt des Erzählers her raus wie ein sore thumb.
Das hab ich auch ausgedünnt, wie so einiges ... am Anfang hab ich es aber trotzdem noch beibehalten ... muss mal meinen Sohn fragen, ob der damit was anfangen kann oder es wirklich anderes Jahrhundert ist ... schon möglich ...

Kurz kam dann Spannung rein, als er das Kind schlägt. Das ist sind psychologisch dichte Momente, im positiven Sinne unangenehm.
Ja, die ganze Szene mit dem Kind ... schwierig. Die Schläge habe ich rausgenommen und hoffe aber über das Verbale trotzdem noch ein bisschen Irritation aufrecht zu erhalten. Hab das schon oben geschrieben, dass ich denke, dass das noch nicht richtig funzt ... aber ich muss da auch noch ein bisschen grübeln und mehr Struktur in das Konzept als Ganzes bringen, wie du schon schriebst von wegen Symbolik usw

Das langsame Erkennen, wie sich das alles zusammenfügt und was das dann als Konsequenz für den Prota bedeutet.
Ich hoffe, dies zumindest ein bisschen besser aufgelöst zu haben, nach der Überarbeitung ...

Fast ein bisschen wie extended click bait für Phantastikliebhaber. Die dann aber nur irgendein unausgesprochenes Alltagsdrama bekommen.
Ach je, nee, verstehe was du meinst bzw verstehe, dass du eben dann enttäuscht warst. Alltagsdrama wird wohl bleiben, ich mache das nun aber früher deutlich, gleich am Anfang, sodass Alltagsdramenverabscheuer gleich rausklicken können und nicht auf die völlig falsche Fährte gelenkt werden ...

Das Erstaunen, dieses sense of wonder, das dieses - wirklich enorm starke - Intro auslöst, müsste sich irgendwie halten und steigern, nicht abflachen und dann verflüchtigen.
Aber das fasst natürlich schon meinen Eindruck auch zusammen (und ja auch das der anderen) und auch meine Schwierigkeiten beim Schreiben. Clickbait mag insofern stimmig sein als dass ich den Anfang eher so intuitiv geschrieben hab, dann aber in genau das Problem gelaufen bin, was du hier beschreibst ... das ich eigentlich gar nicht wusste, worum es geht ... da ich aber immer und grundsätzlich vom Menschen her schreibe und nicht vom Plot (wobei ich versuche, das mehr miteinander zu verbinden), wird es halt immer Alltag darin geben und was ich jetzt aus den Kommentaren hier gelernt habe, ist, das früher deutlich zu machen. Eigentlich aber auch Quark, was ich gerade geschrieben habe, weil eigentlich war mir ja auch schon vorher klar, dass Leser Verortung brauchen und wenn man Geheimnis einführt, muss man auch Geheimnis liefern und nicht schöden Alltag ...

Vllt. besser bei einer so starken Symbolik einen 3. P Erzähler? Denn du hast jetzt zwar das Chaos im Kopf des Erzählers 1:1 auf die Struktur der Geschichte übertragen, aber die Symbolik ist eigentlich auf einer vollkommen anderen Ebene (der Autorin, die diesem Chaos aber gar nicht unterworfen sein darf).
Das hab ich tatsächlich vor dem Posten probiert, bin davon aber wieder weggerückt, weil ich diesen unzuverlässigen Erzähler will. Im Grunde will ich aber diese starke Symbolik (insbes, das Kind) reduzieren, aber ich bin da noch nicht so weit mit meinen Gedanken. Was du damit meinst, dass die Symbolik auf einer anderen Ebene, meiner als Autorin, liegt, verstehe ich aber nicht. Also klar, die Symbolik wird ja vom Autor reingetragen in einen Text, liegt somit auf Ebene des Autors (zumindest hier in diesem Fall), aber ich verstehe nicht, was das mit dem unzuverlässigen Erzähler zu tun hat?


wollte eigentlich schon vorher kommentieren, aber habe gesehen, dass man mich als Autor verdächtigt hat. Daher habe ich noch gewartet, um nichts zu verfälschen.
das musst du aber gar nicht, @Klamm, gibt auch immer Leute, die dann schreiben, ich wars nicht. Aber ist natürlich auch ok so. Freut mich jedenfalls, dass du noch kommentiert hast. Und muss gestehen, ich habe von dir noch nichts gelesen, war vielleicht dann hier gerade nicht so aktiv, wenn du eine Story gepostet hast, werde aber jetzt auf jeden Fall mal bei dir reinlesen :-)

Ich fand den Anfang sehr gelungen. Die Szene mit der Frau auf dem Sessel, fand ich sehtr cool.
Ja, freut mich und doch lese ich natürlich schon das ABER das jetzt kommt, ist ja auch richtig, ich sehe es ja auch so ...

Vom Konzept her gefällt mir das sehr gut, aber ich denke, dass der Teil "unten" zu lang ist.
Ja, den hab ich noch mal umgeschrieben, aber nicht so sehr, dass ich damit jetzt schon zufrieden wäre. Hab eher so überarbeitet, dass die Geschichte von Anfang besser verortet ist... hoffe ich zumindest ...

Ich denke, wenn ich den Text geschrieben hätte, hätte ich versucht das ganze szenischer aufzuarbeiten. Also nicht das Unterbewusstsein und das Gespräch mit dem Kind szenisch darzustellen, sondern mehr die Ereignisse und Erinnerungen, auf die du ja letztlich auch raus willst. In der jetzigen Form denke ich auch, dass es im Mittelteil "zerfasert".
Ja, das wollte ich irgendwie nicht, da so sehr in die Erinnerungen gehen. Hab das zwischenzeitlich auch noch mal überlegt und vielleicht schreib ich einfach noch mal was, dass mehr so funktioniert, einfach um mal für mich zu schauen

Das hier wäre zum Beispiel genug Stoff für eine spannende Szene. In der jetzigen Form ist es zwar ein Dialog, aber wirkt eher berichtend.
Ich hab da wirklich lange überlegt mit dem Thema der häuslichen Gewalt und nee, so richtig will ich das nicht in eine Szene packen, also das Thema soll schon auch so Verdrängung bleiben ... auch wenn ich verstehe, dass es bisher noch nicht deutlich wird ... aber wie gesagt, ich grüble da noch.

Ich vermute mal, dass das hier die Erklärung ist. Er wurde als Kind geschlagen und wird dadurch auch in der Gegenwart noch gewalttätig.
oje mine, das soll so natürlich nicht wirken und tut es in der jetzigen form hoffentlich auch nicht mehr. Das wäre ja doch eine allzu einfache Erklärung ...

In der jetzigen Form wirkt es sehr symbolhaft. Vielleicht könnte man das Kind mehr durch Erinnerungen zeigen?
Ja, das ist im Grunde was, mich echt stört und worüber ich auch viel nachgedacht habe. Das der ganze Text ab der Mitte dann einfach so krass symbolhaft wird. Das ist was, was ich eigentlich nicht will, was ich aber bisher nicht anders hinbekommen habe. Vielleicht fällt mir noch irgendwas anderes ein, um eben dieses Verdrängen klar zu machen ohne auf das sehr symbolische innere Kind zu verweisen. Aber ich weiß es nicht ...


Nochmals lieben Dank euch allen und eine geruhsame N8!
Viele Grüße
Katta

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Katta ,

sorry noch mal wegen der verspäteten Antwort, musste grad selbst einen kleinen Text zum Absenden fertig machen. Jetzt fertig - for better or worse, hehe.

Vorab ohne in Details zu gehen: Ich finde nicht, dass sich der Text maßgeblich verändert hat. Die Geschichte und das Intro brechen immer noch auseinander und ich sehe immer noch nicht, was du erzählen möchtest. Aber du sagst ja selbst, dass du da ggfs. noch was im Kopf ordnen möchtest.

Ich habe überlegt, wer denn an diesen Ort (Unten) überhaupt gehen würde und hatte auch überlegt, ob ich nicht einen Psychotherapeuten darunter schicke, der das aus reiner Neugier macht.
Das wäre eine gute Lösung. Dann zumindest hätte ich im Kopf, dass es etwas mit Psychoanalyse / Therapie etc. p.p. zu tun haben könnte. Würde dann aber auch diese spezielle Therapie wörtlich nennen lassen.

Ich weiß übrigens nicht, was diese *innere Kind* Sache bewirken soll als Therapieziel, also kann es sein, dass ich den Text auch weiterhin unverständlich finde, bzw. nicht abchecken kann, ob die Symbolik stimmig würde. Eine Therapiesitzung als Intro wäre eine Möglichkeit, aber natürlich auch holzhammeriger und wesentlich unspannender / unsinnlicher / verbrauchter als dein Intro hier.

Ist ja so, dass dein Intro eine vollkommen freie, unverbrauchte Symbolik hat, die zwar nicht sofort (oder gar nicht) erfasst werden kann, aber das ist mir Latte, ich folge da intuitiv und das macht Spaß, engagiert mich (im Sinne von Drama) und das hätte ich gern weitergelesen. Dann hätte ich es vielleicht gar nicht schlimm gefunden, wenn ich nicht wüsste, worum es geht.

Aber dann kommst du (wie ich deinen Antworten entnommen habe), um etwas mit "innerem Kind" zu erzählen. Von einer Freundin, die damals in Therapie war, weiß ich, dass das aus diesem Bereich kommt. Was genau das ist und wie das geht, müsste ich aber erst mal nachschlagen.
Ist jetzt so, dass - vor allem durch das Intro, aber selbst wenn das weg wäre und der Text später beginnen würde - ich nie in neun Katzenleben darauf käme, dass nun eine Kind-Figur im Text für das Konzept "inneres Kind" steht. Ich nehm das Kind als Kind. Denke an Zeitreisen, Paradoxe (doppelt am gleichen Ort zu existieren), Geist, Halluzination ...

Ich weiß, großspurig Ratschläge geben kann jeder, aber aus Außensicht sage ich mal:
Form Follows Function (Sullivan / Bauhaus).
Entweder du erzählst deine Geschichte über Surrealismus (alles ist wie das Intro) oder über Psychoanalyse, was dann - anders als der Surrealismus - direkt verortet / verankert werden müsste. Ja, der Surrealismus hat auch mit Psychoanalyse und Traumdeutung zu tun, aber nicht so direkt, wie du es machst, sondern als Mittel (automatisches Schreiben etc.).

Welcher von beiden Teilen kann erzählen, was du erzählen willst? Was willst du erzählen? Welche Bilder sind passend? Welche Plots?

um der Story mehr Gehalt oder vermeintliche Tiefe zu geben.
Das kannst nur du wissen - ist das so? Also, wenn du 'häusliche Gewalt' erzählen willst, wird der Text 'Gehalt' haben, weil es ein gewichtiges Thema ist. Er hat aber nicht automatisch 'Tiefe', sondern nur, wenn du in die Geschichte Relevanz bringst. Was ist denn deine Story, wenn das Thema wegfiele? Da bleibt doch nix übrig, oder?
Also, in diese Richtung (eines potentiellen Vorwurfes irgendwann mal von irgendwem vielleicht unter Umständen) würde ich möglichst beim Konzipieren gar nicht denken. Nur du kannst wissen, was du sagen willst. Danach müsste sich das 'Wie' ergeben. Vielleicht war es das Intro. Dann hast du begonnen nachzudenken und alles hat sich zerfasert / geändert. (? Reine Vermutung, die kann falsch sein!)

sondern weil das Thema des Textes im Grunde Verdrängung ist und das eben keine Veränderung stattfinden kann, wenn man nicht sieht. Nicht sehen können oder wollen, das ist das Thema. Ich fürchte aber, dass das - ohne diese Extrainfo - also rein aus dem Text heraus immer noch nicht wirklich klar wird.
Das hab ich so nicht aus dem Text gelesen. Ich hab mich aber mit diesem Bereich der Therapie nie beschäftigt (nur mit pathologisch-kriminellen Kids und Serienmördern, das passt hier ja nicht).

Das hab ich auch ausgedünnt, wie so einiges ... am Anfang hab ich es aber trotzdem noch beibehalten ... muss mal meinen Sohn fragen, ob der damit was anfangen kann oder es wirklich anderes Jahrhundert ist ... schon möglich ...
Na, dein Sohn ist da keine sinnvolle Informationsquelle, weil ihr in einem Haushalt wohnt und er etwas von deinem Idiolekt übernommen haben wird oder ihm der zumindest vertraut ist.
Alltagsdrama wird wohl bleiben, ich mache das nun aber früher deutlich, gleich am Anfang, sodass Alltagsdramenverabscheuer gleich rausklicken können und nicht auf die völlig falsche Fährte gelenkt werden ...
Nicht, dass du mich missverstehst: Wenn es gutes, interessantes Drama ist, stört mich Realismus gar nicht. Was mich stört, ist, dass Menschen alles irre wichtig nehmen, das mit ihnen zu tun hat, und die Verarbeitung dessen in Alltageschichten *) langweilt mich tödlich. Schlechte Phantastik wäre nicht automatisch spannender, aber spekulativ verarbeitetes Drama zeigt alles gebrochen und das macht es imA interessanter.

*) So Art: Mensch entdeckt das Prinzip 'opposing thumbs' = Greiffähigkeit. Und dann schreibt er eine Geschichte über: "OMG, ich halte eine Kaffeetasse!!!" Das meine mit 'Alltagsgeschichten sind unspannend'.

insofern stimmig sein als dass ich den Anfang eher so intuitiv geschrieben hab, dann aber in genau das Problem gelaufen bin, was du hier beschreibst ...
Wie wäre es denn, einfach als Test mal die Geschichte intuitiv fortzusetzen, egal, wohin sie führt?

Eigentlich aber auch Quark, was ich gerade geschrieben habe, weil eigentlich war mir ja auch schon vorher klar, dass Leser Verortung brauchen und wenn man Geheimnis einführt, muss man auch Geheimnis liefern und nicht schöden Alltag ...
Vielleicht ist in deinem Kopf (aus dem ja beide Teile der Geschichte stammen) nicht so eine extrem starke Diskrepanz was Bilder, Symboliken, Handlung und Figuren angehen. Aber es ist ein wirklich extremer Bruch. Es sind zwei Texte, weil sich deine etablierte Motivik nicht durchzieht.

Was du damit meinst, dass die Symbolik auf einer anderen Ebene, meiner als Autorin, liegt, verstehe ich aber nicht. Also klar, die Symbolik wird ja vom Autor reingetragen in einen Text, liegt somit auf Ebene des Autors (zumindest hier in diesem Fall), aber ich verstehe nicht, was das mit dem unzuverlässigen Erzähler zu tun hat?
Die Symbolik ist deine Planung:
- Unten = (was weiß ich) Das Unterbewusste
- Kinderfigur = inneres Kind der Psychotherapie (auch nur einer ganz bestimmten)
- Brezelfrau / Amputation = ? Weiß nicht, aber es erzählt etwas. Allerdings nur den Anfang von etwas. Die nachfolgenden Motive und Symboliken erzählen nix, wenn ich Leser nicht weiß, was deine Symbole sind. Startest du intuitiv / weird, denke ich nicht an sowas 100% real Existierendes wie schlichte Psychotherapie. Auch noch eine kleine Sektion daraus.

Das ist als ob du bei Tolkien im Auenland anfängst (LotR ist ja auch eine harsche Kritik an etwas real Existierendem: Industrialisierung), und dann mit Ed Gein weitermachst. Beides hat ggfs. Themen um Kindheit und Schmerz, aber nicht auf derselben Ebene.

Der Autor hat die Planung über die Symbole & Motive. Das liegt auf der Konzeptionsebene, die hinter allem steht.
Die Ebene des Erzählers ist verbunden mit der Darstellung von Setting, Plot und Figuren. Ist der Erzähler unzuverlässig, hält er Fakten bewusst / willentlich oder unbewusst / unwissentlich zurück. Was das Zurückgehaltene ist, weiß er vielleicht also nicht, aber du als Autorin. Weil du weißt, wovon dein Text handelt und was dort tatsächlich passiert.

Hast du keinen Überblick über deine Symbolik / Motivik (siehe Tolkien / Gein), hat das nix zu tun mit einem unzuverlässigen Erzähler, sondern mit einem Selbst-Nicht-Verstehen, was man da macht. Das eine hat mit dem anderen nix zu tun. Bei dem Text hier hatte (und habe) ich den Eindruck, dass das Schwimmen und das Chaos nicht nur dem unzuverlässigen Erzähler geschuldet ist, sondern dem Schwimmen und Chaos in der Konzeption, im Kopf der Erstellerin. Dort sollte - soweit man das als Ersteller haben kann - Klarheit oder zumindest mehr Klarheit / Überblick herrschen. Das meinte ich.

(Ja, das lässt sich immer gut sagen, ich weiß. Been there, done that.)

Herzlichst,
Katla

 

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